Die Winterthurer Musikfestwochen gehören nebst Albanifest und Afropfingsten zu den drei grössten Altstadt-Events. Am 6. August startet die 50. Ausgabe. Wir haben Lotta Widmer, Co-Leiterin, nach den Geburtstags-Highlights gefragt, wieso der Aufbau rund 2 Wochen dauert und wie das lokale Gewerbe vom Festival profitieren kann.


Ihr feiert die 50. Ausgabe. Was sind die Highlights zum runden Geburtstag?
Wir wollen unseren runden Geburtstag zum Anlass nehmen, um nach vorne zu blicken. Wir wollen uns als Verein der Frage stellen, wie wir uns weiterentwickeln müssen, damit wir zukunftsfähig und relevant bleiben. Zum Beispiel mit dem Zukunftslabor, einem Workshop zur Frage, wie ein Festival im Jahr 2050 aussehen könnte. Natürlich feiern wir aber auch: Am Samstag, 9. August, gibt’s zwei besondere Highlights: Das Musikfestkarussell, ein musikalischer Spaziergang mit Konzerten an ungewöhnlichen Orten, vom Veloladen Fateba bis zum Keller vom Jumi. Auch die Rätselfestwochen gehören zum Jubiläum: Ein interaktiver Postenlauf durch die Stadt, bei dem man auf spielerische Weise hinter die Kulissen der Musikfestwochen blickt, konzipiert vom Winterthurer Escape-Room Team Geheimgang188 und bis Ende September frei begehbar.

Was braucht es, dass ein Festival mit so vielen kostenlosen Angeboten ein halbes Jahrhundert bestehen kann?
Kurz gesagt: Menschen mit Herzblut. Ohne all die Möglichmacher:innen – von freiwilligen Helfer:innen über Partner:innen, Lieferant:innen, Gönner:innen, Herzblutmitgliedern bis hin zur Stadt, zur Politik und zu unserem Publikum – wäre das nicht machbar. Wir sagen gerne: Die Musikfestwochen sind ein Werk von vielen. Und das ist keine Floskel. Es braucht die ganze Stadt, die mitträgt, mitdenkt und mitmacht. Das ist alles andere als selbstverständlich – und deshalb sagen wir: Danke, Winti!

Der Aufbau für die MFW dauern rund 2 Wochen, was im Vergleich zu anderen grossen Events in der Altstadt viel länger ist. Weshalb?
Unser Aufbau dauert tatsächlich rund zweieinhalb Wochen – und das hat mehrere Gründe. Zum einen ist unser Festival mit seinen zwölf Tagen eines der längsten in der Altstadt, mit über 100 Programmpunkten, acht Bühnen und unzähligen liebevoll gestalteten Details. Vieles davon wird von rund 1’100 freiwilligen Helfer:innen aufgebaut – mit grossem Engagement, aber eben auch mit etwas mehr Zeit als professionelles Personal benötigen würde.
Zudem setzen wir bewusst auf nachhaltige, wieder verwendbare Bauten aus lokalem Holz – das sieht nicht nur schöner aus, sondern braucht auch mehr Handarbeit und Zeit als herkömmliches Festivalequipment. Weil der Platz in der Altstadt beschränkt ist, bauen wir teilweise doppelstöckig – auch das erfordert zusätzliche Planung und Zeit. Und nicht zuletzt halten wir uns an die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten, was unsere Aufbauzeiten automatisch verlängert.
Uns ist bewusst, dass dies eine Belastung für das Gewerbe und die Anwohner:innen sein kann – gerade deshalb schätzen wir die grosse Gastfreundschaft und Geduld der Altstadt ganz besonders. Ohne diese wäre ein Altstadtfestival wie die Musikfestwochen nicht möglich.

Wie kann das lokale Gewerbe von den MFW profitieren?
Die Musikfestwochen entstehen nicht irgendwo – sondern mitten in und mit Winterthur: Über 100 lokale KMUs unterstützen uns jedes Jahr – mit Holz, Know-how, Schrauben, Werbung oder Farbe. Die Schlemmerei zeigt das besonders gut: Gebaut aus Holz aus dem Eschenberg-Wald von Zeier Holzbau, statisch geplant von Solubois, eingerichtet mit Mobiliar vom Salzhaus, der Alten Kaserne und dem Insieme. Zur Verpflegung gibt’s Gastro-Angebote von Frau Hund, GITS, Burger-Chuchi oder den Draft Brothers. Auch die Gastronom:innen auf dem Festivalgelände profitieren direkt vom Festivalpublikum. Dazu kommt unsere Projektwoche für Lernende aus Winterthurer Handwerksbetrieben – eine Win-win-Sache mit Nachwuchsförderung und Praxisbezug. Wir finden immer Wege, wie lokale Betriebe und das Festival gegenseitig profitieren können.

Für alle, die mehr Hintergrundinfos möchten: Wann finden die Backstage-Führungen statt?
Am Sonntag, 10. August um 16 Uhr. Die Führungen starten beim Eingang der Stadtkirche.

Lotta Widmer, Co-Geschäftsleitung Verein Winterthurer Musikfestwochen (Bilder ©Winterthurer Musikfestwochen)